Nachhaltig Reisen durch die Sächsische Schweiz

Reisetipps von Saskia Stoichev am 30. April 2021

Nichts ist so gut organisiert wie mein Foto-Archiv. Es dauert keine Minute, bis ich herausgefunden habe, dass mein erster Ausflug in die Sächsische Schweiz schon 20 Jahre her ist. Seitdem folgten viele weitere Besuche. Mit der Basteibrücke bin ich per „Du“, der Kuhstall ist tatsächlich so einige Kilometer von der nächsten Weide entfernt und wie sich herausgestellt hat, in die „Schwedenlöcher“ – Achtung Dad-Joke – kann man nicht fallen.

© Saskia Stoichev | Frau sitzt auf der Felsklippe in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Frau sitzt auf der Felsklippe in der Sächsischen Schweiz

Hier ist es aber schnuggelisch grün

Wenn der Rucksack gepackt ist, die Wanderschuhe wieder bereit sind, frage auch ich mich jedes Mal wieder: Sächsische Schweiz? Elbsandsteingebirge? Böhmische Schweiz? Wohin geht es denn nun? Das Elbsandsteingebirge ist mit seinen einmaligen Felsformationen eines unserer schönsten und markantesten Mittelgebirge Europas, durch das die Landesgrenze mit unseren tschechischen Nachbarn verläuft. Der deutsche Teil nennt sich daher Sächsische Schweiz und der tschechische Nationalpark Böhmische Schweiz.

© Saskia Stoichev | Haus in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Haus in der Sächsischen Schweiz

Doch egal für welche Seite ihr euch entscheidet, das Beste daran: Urlaub ohne fliegen, komplett unabhängig von der Saison. Denn wie würden die Sachsen sagen? „Hier ist es immer scheen und schnuggelisch!“

So einmalig und spektakulär die Gegend auch ist, ihre Namensgeschichte ist es wiederum nicht. Denn wie sich bereits vermuten lässt, geht die Bezeichnung „Sächsische Schweiz“ in das 18. Jahrhundert zurück und wurde von zwei Schweizer Malern geprägt. Die Beiden fühlten sich durch die sächsischen Felsformationen an ihre Heimat erinnert - so wird es zumindest erzählt. Das war jetzt aber auch zu offensichtlich!

Tanken? Fehlanzeige.

Für die Anreise könnt ihr das Auto zu Hause stehen lassen und den nächsten Zug nach Dresden buchen. Wer etwas mehr Zeit zur Verfügung hat, sollte einen Städtetrip in eine der historischsten Städte Deutschlands gleich noch anhängen.

Um euren Wandertrip zu starten, seid ihr von Dresden aus mit der Bahn in weniger als einer Stunde an den wichtigsten Ausgangsorten wie Pirna, Bad Schandau oder Königstein. Allein die Bahnfahrt durch die malerische Landschaft ist eine Anreise per Zug mehr als wert. Außerdem bietet der öffentliche Nahverkehr mit bereits 12 Buslinien, sogenannten „Wanderbussen“, ein komplett erschlossenes Verkehrsnetz zu den attraktivsten Wanderrouten und Ausflugszielen - die perfekte nachhaltige Reisemöglichkeit.

© Saskia Stoichev | Aussicht auf die Elbe in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Aussicht auf die Elbe in der Sächsischen Schweiz

Wenn ihr mich fragt, hat die Sächsische Schweiz hier einen wichtigen Vorbildcharakter. In meiner Bubble wird immer wieder betont wie nachhaltig mobil die Region erschlossen ist - mit Bus, Bahn, Schiff, Fahrrad oder Fähre. Doch nach außen, wird das noch viel zu wenig kommuniziert. Dabei wurde das beliebte Wandergebiet bereits mehrfach mit dem Fahrtziel NaturAward ausgezeichnet. Der Award steht für „das Engagement zur Vernetzung von nachhaltigem Tourismus und umweltfreundlicher Mobilität in Fahrtziel Natur-Gebieten“.

Immer noch nicht ganz überzeugt? Dann schafft das vielleicht die Gästekarte mobil. Diese bekommt ihr als Übernachtungsgast seit 2012 nicht mehr nur in Pirna, sondern auch in der Stadt Königstein und Sebnitz. Klartext: Vom Anreise- bis zum Abreisetag könnt ihr in der gesamten Sächsischen Schweiz mit allen S-Bahnen, den Regionalbahnen, Bussen und Fähren kostenfrei fahren.

Das Wandern ist des Müllers... Frust?

Die Sächsische Schweiz ist nicht der Himalaya oder die Dolomiten. Dennoch ist die Auswahl an Wanderwegen, Aussichtspunkten und Aktivitäten scheinbar endlos. Und wer kennt es nicht: Lass’ mal hinfahren... und dann? Die Wahl der richtigen Wanderroute kann einen manchmal etwas ratlos dastehen lassen, wenn der eine „bloß keine Treppen steigen“ möchte und der andere sich „aber nicht nur einen Sonntagsspaziergang“ wünscht. Deshalb habe ich für euch einmal drei beliebte Routen ausgewählt, die euch zumindest die Qual der Wahl erleichtern sollen

1 | Das Goldene Dreieck

Ok, bevor euch jetzt sofort Bilder einer viel zu überrannten Basteibrücke in den Kopf schießen – hear me out. Die Bastei ist und bleibt das Aushängeschild der Sächsischen Schweiz und ist damit die beliebteste Sehenswürdigkeit der Region. Touristenmassen hin oder her, die sollten euch von einem Besuch der weltberühmten Brücke nicht abschrecken. Zu Stoßzeiten dürft ihr natürlich keine seelenruhigen Aussichtspunkte erwarten, wie euch zuletzt mal wieder ein Bild auf Instagram vorgetäuscht hat. Die Lösung heißt wie so oft: früh aufstehen – trust me, es wird sich lohnen!

© Saskia Stoichev | Wandern in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Wandern in der Sächsischen Schweiz

Je nach Schwierigkeitsgrad könnt ihr die Tour in Wehlen starten und endet im Kurort Rathen oder eben andersherum. Kurz gesagt: Wollt ihr die Schwedenlöcher (etwa 700 Treppenstufen) rauf oder runter? Ich empfehle euch den Puls ein wenig in Schwung zu bringen und die etwas anspruchsvollere Variante in Rathen zu starten.

Der Ausgangspunkt der Route befindet sich praktischerweise direkt am Bahnhof des kleinen Kurortes. Vorbei am Amselsee (auf dem übrigens von April-Oktober eine romantische Gondeltour zu empfehlen ist) geht es über die Schwedenlöcher und enge Felsengassen hinauf zum Basteiplateau. Plant dort oben ein bisschen Zeit ein, denn nach diesem Aufstieg schmeckt jeder Snack doppelt so gut. Bei dem atemberaubenden Ausblick auf die Schrammsteine, die Festung Königsstein oder den Großen Winterberg fällt es schwer, nicht gleich die nächste Route zu planen. Über einen Abstecher zur Ruine Felsenburg Neurathen folgt ihr dann dem Schwarzbergweg, der auch Teil des Malerwegs ist, nach Wehlen. Jetzt seid ihr nur noch eine Elbfähre von der Kaffeepause entfernt.

© Saskia Stoichev | Sonnenuntergang in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Sonnenuntergang in der Sächsischen Schweiz

2 | Apropos Malerweg

Die zweite Empfehlung die ich euch mit auf den Weg geben möchte, ist ein 112km langer Rundwanderweg, der in acht Tagesetappen pures Wanderglück beschert. Basierend auf historischen Reiseführern und Kunstwerken klingt der „Malerweg“ nicht nur romantisch einladend, sondern hält auch was er verspricht. Denn alle sehenswürdigen Attraktionen liegen direkt auf oder nur kleine Umwege entfernt auf der Strecke: Pirna, die Bastei, Schrammsteine, die Affensteine, der Lichtenhainer Wasserfall, der Kuhstall, Schmilka, der Papststein, um nur einen Teil zu nennen. Ihr dürft jetzt aber wieder durchatmen, selbstverständlich lassen sich die 112km in Teilstrecken super in einen Tagestrip umwandeln. Aber wäre das nicht cool, acht Tage mit dem Rucksack einmal quer durch das Elbsandsteingebirge?

Sicherlich habt ihr den Namen Caspar David Friedrich schon einmal irgendwo aufgeschnappt. Sein Werk „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ ist nur eines von vielen weltbekannten Bildern, die einst auf dem Malerweg entstanden sind. Bevor es losgeht, packt ihr euch am Besten eine wiederverwendbare Flasche ein, denn im gesamten Naturschutzgebiet gibt es natürliche Quellen mit erfrischendem Trinkwasser. Wer dem Quellwasser nicht ganz vertraut, kann sich einfach eine Wasseraufbereitungstablette mit einpacken. Dann heißt es nur noch Ausschau nach dem geschwungenen „M“ halten und losmarschiert!

© Saskia Stoichev | Wasserquelle in den Bergen

© Saskia Stoichev | Wasserquelle in den Bergen

© Saskia Stoichev | Bergpanorama in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Bergpanorama in der Sächsischen Schweiz

3 | Komm, wir fahren nach Böhmen

Unmittelbar an der Deutsch-Tschechischen Grenze liegt das Wahrzeichen der Böhmischen Schweiz. Das Prebischtor (Pravčická brána) ist Europas eindrucksvollstes und größtes Sandsteintor. Wenn ihr mit der Bahn bis nach Schöna fahrt, steht dem Grenzübergang per Fähre nichts mehr im Weg. Ab Hřensko (Herrnskretschen) beginnt ein Rundweg, der nicht nur zum Prebischtor führt, sondern wo auch der Gabrielensteig und Beckstein zu bewundern sind. Fun Fact: 2009 hat es das Naturdenkmal mit 77 weiteren Semifinalisten in die engere Auswahl der „Neuen sieben Weltwunder“ geschafft.

Radler aufgepasst

Als kleinen Tipp für die etwas Fußfaulen unter euch, lege ich euch den Elbradweg sehr ans Herz. Nirgendwo macht Fahrradurlaub so viel Spaß wie auf ausgebauten Radwegen, die direkt am Wasser entlangführen. Deutschlands beliebtester Fernradweg führt mit knapp 40km durch das Elbsandsteingebirge. Packt ihr gerade in Gedanken schon eure Fahrradtaschen?

Hiermit solltet ihr nun einen kleinen Eindruck der zahlreichen Möglichkeiten bekommen. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. stellt euch außerdem eine Vielzahl an Broschüren mit hilfreichen Informationen zur Verfügung. Ihr könnt euch ganz unkompliziert die Digitalversion aufs Handy downloaden. Wer beim Wandern jegliche Technik lieber im Rucksack lassen möchte, kann das Infomaterial auch vorab online bestellen. Die Broschüren sind auf zertifiziertem Recyclingpapier gedruckt und mit jedem Erwerb wird ein Euro zum Erhalt der Wanderwege gespendetwe like! 

© Saskia Stoichev | Haus in den Bergen in der Sächsischen Schweiz

© Saskia Stoichev | Haus in den Bergen in der Sächsischen Schweiz

Noch besser als Bio? Regionalsiegel.

Zum Schluss möchte ich euch noch eine Initiative vorstellen: Gutes von hier mit dem Trägerverein Landschaf(f)t Zukunft e.V. – ein Netzwerk für regionale Produkte verschiedener Erzeugersparten in der Region. Mit dem Netzwerk sollen Produzenten und Konsumenten von regionalen Produkten zusammengeführt werden. Mit einem jüngst im August 2020 überarbeiteten Grundsatzdokument hat der Verein sein eigenes Regionalsiegel vermarktet. Auf der Website findet ihr eine tolle Auflistung von regionalen Erzeugern, die rundum alles abdecken. Egal ob Backwaren, Öle, frische Kräuter oder Non-Food Produkte, hier könnt ihr euch informieren, wo welche Produkte distribuiert werden. Mein Favorit ist dabei eindeutig die Übersicht aller beteiligten Hofläden in der Region.

© Saskia Stoichev | Aussicht Sächsische Schweiz

© Saskia Stoichev | Aussicht Sächsische Schweiz

Ich hoffe, ihr konntet einen kleinen Eindruck über dieses Stückchen Erde gewinnen und holt schon bald eure Wanderschuhe aus der dunklen Ecke. Die Sächsische Schweiz wartet auf euch!


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Saskia Stoichev

Vans, Herbstfarben, Kopfhörer im Ohr, Kamera in der einen Hand, das Erste-Hilfe-Set in der anderen. Nicht selten läuft man Saskia so über den Weg. Aktuell wohnt sie in Hamburg und der Norden Deutschlands erobert gerade ihr Herz. Sie glaubt fest daran, dass man sich nicht zwischen „Stadtmensch“ oder „Naturliebhaber“ entscheiden muss, sondern beides kombinieren kann. Unterwegs auf ihrer Laufrunde kommen ihr stets die besten Ideen. Bei Themen wie Nachhaltigkeit und Reisen geht sie immer mit einer ordentlichen Portion Neugier und einem offenen Ohr voran.

@sheisoutandabout

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