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7 Tipps für nachhaltiges Camping & Vanlife

von Elisa Model am 20. September 2021

Elisa Model unternimmt seit über zehn Jahren Roadtrips und baut gerade ihren zweiten VW Bus zum Camper aus. Auf ihrem Blog take an adVANture geht es um Campingtipps oder Roadtrips und um Geschichten und Momente – egal, ob hoch oben auf den Bergen oder unten bei den Wellen.

Seit dem Umbau ihres VW T5 Transporters zum Camper kennt sie sich vor allem mit einer Sache aus: dem achtsamen Draußensein. Für uns hat sie ihre besten Tipps für umweltbewussteres Vanlife gesammelt und erzählt in diesem Artikel, wie ihr nachhaltiger und grüner mit Camper und Van reisen könntet.

Zwei Mythen, mit denen ich gerne gleich zu Beginn aufräumen würde, sind zum einen, dass Wildcamping das grüne Nonplusultra ist, und zum anderen, dass man, nur weil man mit dem Camper unterwegs ist, per se nachhaltig reist. Völliger Quatsch natürlich!

Beim Vanlife ist unser Einfluss auf unsere Umwelt direkt, offensichtlich und ungefiltert. Wir bewegen uns sehr nah an der Natur und verbringen unsere Zeit in und mit ihr. Der Verbrauch von endlichen Ressourcen, CO₂-Ausstoß und Umweltverschmutzung spielen auch hier eine Rolle. Um die Schönheit und Artenvielfalt der Erde sowie unsere eigene Zukunft zu sichern, ist es enorm wichtig, das Reisen und Leben im Camper so nachhaltig und grün wie möglich zu gestalten.

7 Tipps für nachhaltiges Vanlife

1 | Die Trockentrenntoilette

Dieser Zungenbrecher ist eine grüne, innovative Lösung für alle, die auf chemische Toiletten verzichten wollen. Im Namen steckt bereits drin, worauf es ankommt: Diese Toilette funktioniert gänzlich ohne Wasser und auch ohne Chemiezusätze und bietet somit jede Menge Autonomie für Wildparker. Außerdem wird das Feste vom Flüssigen getrennt. Urin wird in einem Tank aufgefangen, feste Ausscheidungen in einem Behälter mit Plastikbeutel und Streu. Der Inhalt vom Urintank kann dann ganz normal in einem WC entsorgt werden, der Beutel im Restmüll. Obs stinkt? Nee, versprochen! Das Trennen der Ausscheidungen verhindert die Geruchsbildung. Nur ein wichtiger Hinweis an alle, die sich angesprochen fühlen: Damit das Ganze auch wirklich klappt, bitte im Sitzen pinkeln.

Achtung: Bioplastiktüten als vermeintlich grüner Tipp sind ein Mythos! Gerne genommen und oft empfohlen für die Trockentrenntoilette – eine nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Plastiktüten sein sollen. Sie verrotten nicht schneller und können auch nicht in den Biomüll geworfen werden, sondern sollten je nach Inhalt im Restmüll oder in der Gelben Tonne entsorgt werden. Besser ist es, auf recycelte Plastiktüten zurückzugreifen, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind.

2 | Spritverbrauch & Reifenabrieb

Freunde des Vanlifes: Langsames Fahren ist mehr als nur grüne Attitüde. Es hilft nämlich nicht nur dabei, weniger Sprit zu verbrauchen, sondern auch, den Reifenabrieb zu verringern. Reifen-was? Reifenabrieb! Klingt jetzt vielleicht etwas nerdig, doch der ist leider die größte Quelle von Plastikemissionen, die in die Natur gelangen. Da der abgeriebene Gummi hochgiftige und krebserregende Chemikalien enthält, wird vor allem der Feinstaub in der Luft gefährlich. Ziemlich weit entfernt vom #sustainablevanlife, was? Abgesehen davon, ist es natürlich viel umweltfreundlicher, eine einzelne Region bewusst und entschleunigt abzufahren, anstatt kreuz und quer durch ein ganzes Land zu jagen. Hinter einem gemütlichen Vorankommen steckt eben ein Gesamtkonzept!

3 | Nachhaltige Reisekleidung

Nachhaltige Reisekleidung ist ein verdammt komplexes, aber so wichtiges Thema! Denn dubiose Fast-Fashion-Labels und ein reflektiertes Vanlife passen einfach nicht zusammen. Synthetische Materialien sind schon lange ein Problem. Nicht nur, dass sie auf endlichen Ressourcen wie Erdöl basieren, sondern dass sie auch leider nicht verrotten. Im besten Fall besteht die Kleidung für den Campingalltag also aus Naturfasern wie Hanf, Leinen oder Biobaumwolle. Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist außerdem, auf Klamotten mit recycelten Materialien oder auf PFC-freie Bekleidung zurückzugreifen.

Bei Outdooraktivitäten empfehlen sich atmungsaktive beziehungsweise wärmeregulierende Materialien. Aber Achtung, auch hier arbeiten viele Hersteller mit Synthetik. Da sich beim Waschen vieler Kleidungsstücke Mikroplastik löst, ist es nicht die schlechteste Idee, einen Waschbeutel wie Guppyfriend zu benutzen, der dieses Junk auffängt, bevor es in die Natur gelangt.

4 | Der Umgang mit Lebensmitteln

Am wahrscheinlich einfachsten umzusetzen, ist die Sache mit den Lebensmitteln, weil sich daraus einfach nur Vorteile ergeben. Wer regional auf den umliegenden Märkten oder direkt bei den Bauern und kleinen Händlern einkauft, unterstützt nicht nur die Menschen vor Ort, sondern achtet automatisch auf die jeweilige Saison. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern schmeckt am allerbesten, weil die Lebensmittel genau dann verzehrt werden, wenn sie reif sind und auch noch keine langen Transportwege hinter sich haben. Wer sich zusätzlich informiert, welche Lebensmittel wie am besten im Camper gelagert werden, hat lange was vom wöchentlichen Einkauf. Und so steht der wärmenden Bolo am Abend oder den frischen Rühreiern am Morgen nichts mehr im Wege ... Happy comfort food at its best!

5 | Wildcamping vs. Campingplatz

Wer frei steht, verteufelt den Campingplatz als biederen Ort mit angelegten Parzellen, während die Wildcamper und Freisteher wiederum als Naturzerstörer beschimpft werden. Beide Vorurteile tragen natürlich ein Fünkchen Wahrheit in sich. Deshalb ist es wichtig, genauer hinzuschauen. Viele Freisteher campen auf Kosten der Natur, was ein absolutes No-Go ist. Bei Regen auf eine Wiese fahren und dann feststecken? Müll im Naturschutzgebiet zurücklassen? Never! Deshalb ist Wildcampen mittlerweile in vielen Ländern Europas verboten oder wird streng kontrolliert. Wer die Natur also ungefiltert genießen will, muss sich an ihre Spielregeln halten. Übrigens: Legale Möglichkeiten findet ihr auf landvergnuegen.com und mycabin.eu

Bei Campingplätzen ist es wichtig, nach nachhaltigen Alternativen Ausschau zu halten. Wer arbeitet mit einem umweltbewussten Konzept? Wo ist naturnahes Camping möglich, und wer nutzt regenerative Energiequellen? Eine gute Anlaufstelle im Netz ist ecocamping.de 

6 | Nachhaltiger Umgang mit Wasser

Der Wasservorrat im Camper ist endlich, logisch. Aufgrund der Größe der Kanister beziehungsweise des zur Verfügung stehenden Platzes kann nur begrenzt Trinkwasser mitgenommen werden. Wer am Fluss, See oder Meer campt, kann das Wasser daraus für den Geschirrabwasch hernehmen. Auch das Kochwasser kann man oft für den Abwasch nutzen. Mittlerweile gibt es übrigens gute Wasserfilter fürs Campen, sodass auf Plastikflaschen komplett verzichtet werden kann. Wem selbst nach einer Dusche ist und wer direkt ins Gewässer springen will: bitte ohne Kosmetika oder Sonnencreme auf der Haut.

7 | Biologisch abbaubare Produkte

Herkömmliche Kosmetik- oder Hygieneprodukte sollten nie in Gewässern landen. Apps wie Codecheck helfen dabei, bedenkliche Inhaltsstoffe zu identifizieren. Doch das Problem ist, dass die biologische Abbaubarkeit dieser Stoffe mittels OECD-Kriterien definiert wird und man nicht weiß, was bei der tatsächlichen Anwendung in der Natur und den Gewässern passiert, da sich die Tests auf die Abbaubarkeit in Klärwerken beziehen und nicht auf die in der freien Natur. Ein rückstandsloser und vor allem zeitnaher Abbau ist deshalb nie garantiert, im schlimmsten Fall kommt es zu einer Eutrophierung der Gewässer – das ökologische Gleichgewicht kippt. Deshalb sollten auch (vermeintlich) biologisch abbaubare Produkte nie an und in Gewässern genutzt werden. Was tun? Auf Kosmetik verzichten oder den Wasserkanister vom Duschen woanders entsorgen. Außerdem ist es total leicht, viele Produkte selbst herzustellen.

Weitere To-Dos für nachhaltiges Camping

  • Solarenergie nutzen

  • Regionale und saisonale Lebensmittel kaufen, z. B. auf Wochenmärkten

  • Müll sammeln und trennen

  • Den Camperausbau nachhaltig gestalten

Absolute No-Gos beim Camping

  • Sich den Weg zum Freistellplatz bei tief hängenden Ästen mit Axt oder Säge freimachen

  • Toilette und Grauwasser in der Natur entleeren

  • Sich beim Vanlife nicht diskret und respektvoll gegenüber den (einheimischen) Mitmenschen verhalten

  • Den eigenen Müll in bereits überquellenden Mülltonnen vor Ort entsorgen

  • Lagerfeuer unbedacht entfachen



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