Island Reisebericht: Zwischen Naturgewalt und Seelenfrieden
Reisebericht von Tu Nguyen
„Ich glaube wirklich, dass ein bestimmtes und gewisses Maß an Unannehmlichkeiten unser Leben verbessert. Wir leben in einer Zeit der Bequemlichkeit. Umständliche Dinge sind eigentlich nicht schön und doch, sind die schönsten Dinge oft umständlich.“ Mit diesem Gedanken begannen Tu und Thuy ihre Reise durch Island – ein Abenteuer, das sie veränderte.
Zehn Tage, 2.300 Kilometer entlang der Ringstraße, begleitet von rauen Landschaften und stillen Momenten, die sie zum Nachdenken und Träumen einluden. Die atemberaubenden Landschaften und die rohe, ungezähmte Natur brachten sie an Orte, die nicht nur geografisch, sondern auch innerlich weit entfernt von ihrem Alltag lagen.
Ringstraße: 2.300 Kilometer Seelenfrieden
Die Ringstraße ist Islands Lebensader. Sie verbindet die atemberaubendsten Sehenswürdigkeiten der Insel und führt durch Landschaften, die abwechslungsreicher nicht sein könnten. Für Tu und Thuy war sie weit mehr als nur eine Straße. „Unsere Reiseroute führte uns kreuz und quer durch Island. Wir fuhren zweitausenddreihundert Kilometer an der Ringstraße entlang und wurden dabei von der Kulisse verwöhnt: tosende Wasserfälle, große Geysire, Gletscher, geothermische heiße Quellen, wunderschöne Dörfer, Islandpferde, Lavafelsen, Polarlichter, Vulkane, Rentiere, Seen, Nationalparks, Meeresklippen...“
Doch es waren nicht nur die berühmten Orte, die die beiden beeindruckten. Es war die Weite, die Einsamkeit und die Stille, die ihnen Seelenfrieden schenkte. „In der Nacht tauchten wir immer wieder in die isländischen Weiten ein, waren beeindruckt von der Größe und Einsamkeit. Wir fuhren über lange Landstraßen, genossen das Alleinsein und den Zustand, welchen man wohl am ehesten als Seelenfrieden bezeichnen kann,“ erklärt Thuy.
Eine Landschaft, die alle Sinne berührt
„Ich glaube, meine Worte und Bilder können nicht ansatzweise beschreiben, wie wir uns in Island gefühlt haben und wie sehr all unsere Sinne auf ihre Kosten gekommen sind,“ erzählt Tu. Island beeindruckt nicht nur durch seine schiere Größe, sondern durch die kleinen, unscheinbaren Momente, die eine tiefere Verbindung schaffen.
„Island ist ein Land, in dem die Natur die Hauptrolle spielt, und wir sind nur Zuschauer“, erklärt Thuy. „Dieses Land ist auf eine visuelle Weise so faszinierend, wie wir es vorher in keinster Weise erlebt haben.“ Polarlichter, die in grünem Licht über den Himmel tanzen. Wasserfälle, deren Gischt in der Sonne glitzert. Der Geruch von frischem Gras nach einem Regenschauer und der Klang des Windes, der über die Lavafelder zieht – Island ist ein Fest für die Sinne. Besonders beeindruckte sie die kontrastreiche Natur. „Hinter jeder Kurve lauert ein neues wunderbares Fleckchen Natur, versteckt sich eine neue atemberaubende Landschaft.“
Die stillen Helden Islands
Die Natur ist die Hauptdarstellerin Islands, und die Menschen treten bewusst in den Hintergrund. „Die Isländer sind stille, unbesungene Helden. Im Gegensatz zu den umwerfenden Landschaften erscheinen alle menschgemachten Dinge bescheiden, unwesentlich und fast nicht existierend. Sie ziehen sich hinter der Bühne zurück, um Platz für die Natur im Rampenlicht zu machen.“
Tu und Thuy waren beeindruckt von der Bescheidenheit und der harmonischen Lebensweise der Isländer. „Um uns herum entdecken wir rustikale Schilder, Holzhäuser und Bauernhöfe. Der Geruch von frischem Gras und Erde in unseren Nasen.“ Diese Schlichtheit fängt die Essenz Islands ein – ein Land, in dem der Mensch der Natur mit Respekt begegnet.
Die schönsten Dinge sind umständlich
„Wenn unser Leben immer perfekt laufen würde und wir immer alles im Griff hätten, würden wir uns vermutlich auch ein wenig leer fühlen. Ich glaube wirklich, dass ein bestimmtes und gewisses Maß an Unannehmlichkeiten unser Leben verbessert. Wir leben in einer Zeit der Bequemlichkeit. Umständliche Dinge sind eigentlich nicht schön und doch, sind die schönsten Dinge oft umständlich,“ schreibt Thuy. In Island fanden sie diese Schönheit – in den Herausforderungen der Natur und der Ruhe, die sie inmitten dieser ungezähmten Landschaft erlebten.
„Nur wenige Straßen sind in Island richtig ausgebaut, die meisten sind klein, eng, inmitten von empfindlichen Geländen in satten Farben und Staub, auf dem das Fahren untersagt ist.“ Doch gerade diese Unannehmlichkeiten machten die Reise für Tu und Thuy zu etwas Besonderem. Ob beim Wandern zu versteckten heißen Quellen oder beim Fahren auf schmalen Straßen – die Herausforderungen der Reise schufen bleibende Erinnerungen. „Wir entdeckten eine kreative und neue Seite an uns, welche vorher tief in uns verborgen war.“
Island: Eine Reise zur Seele
„Wir verbrachten zehn Tage in Island. Eine unvergessliche Reise und Balsam für unsere Seelen,“ resümieren Tu und Thuy. „Auch jetzt empfinden wir noch einen gewaltigen Respekt gegenüber dem, was wir gesehen und erlebt haben – die atemberaubende Natur Islands. Wir trafen uns selbst. Wir wuchsen zusammen. Wir tauchten völlig in unseren Gedanken ab und ließen uns treiben.“
Island ist nicht nur ein Land der ungezähmten Natur, sondern ein Ort, der uns dazu bringt, uns selbst zu begegnen. Oder wie Hans Margolius es ausdrückte: „Nur in einem ruhigen Geist findet sich ein klares Spiegelbild des Ichs und des Lebens.“
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Tu Nguyen
Tu und Thuy sind Hochzeitsfotografen aus Köln, offenherzig, naturverliebt und immer auf der Suche nach der Sonnenseite des Lebens. Sie lieben es, zusammen unterwegs zu sein und wollten noch einen ganzen Haufen an großartigen Liebesgeschichten durch ihre Fotos und Filme erzählen, Gefühle kunstvoll darstellen und Menschen und ihre besonderen Geschichten in Szene setzen.