Nachhaltig Reisen in Dänemark
Reisetipps von Anna Surma am 12. Mai 2021
Mein Herz habe ich schon vor Jahren – irgendwann im Laufe meiner Kindheit – hoffnungslos an unser Nachbarland im Norden verloren. Etliche Familienurlaube in Dänemark später, packe ich auch noch heute als Erwachsene mindestens einmal im Jahr meine Tasche, um ein paar Tage an der wilden und doch so entschleunigenden Küste West- und Nordjütlands zu verbringen. Denn nirgendwo lässt es sich besser zu Ruhe kommen, als zwischen den weiten Dünen, schnuckeligen Ferienhäusern und dem beständigen Rauschen der Nordsee.
Das Schöne daran? Ich muss nicht mal in ein Flugzeug steigen, um dorthin zu gelangen. Die Anreise mit Auto oder auch der Bahn ist aus Deutschland kein Problem. Noch schöner: Für das richtige Dänemark-Feeling mietet man sich in ein Ferienhaus oder ein BnB ein oder entdeckt in den warmen Monaten einen der vielen naturbelassenen Campingplätze. Große Hotelketten? Fehlanzeige. Den Massentourismus im klassischen Sinne sucht man an der Westküste glücklicherweise vergeblich.
Dänemark ist aber nicht nur wegen der guten Erreichbarkeit mit Zug und Auto ein nachhaltiges Reiseziel. Das Land gilt als Pionier in puncto erneuerbare Energien und will bis 2020 komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen sein. Die Hauptstadt Kopenhagen geht sogar noch einen Schritt weiter und möchte großes Vorbild für den Rest des Landes und der Welt sein: Bis 2025 soll die skandinavische Metropole CO2-neutral sein. Unser Nachbarland ist uns also einiges voraus.
Gemütlich unterkommen - Unterkünfte in Dänemark
In Dänemark gibt es unzählige Ferienhäuser. Lasst euch aber nicht von großen Siedlungen abschrecken. Die Grundstücke sind in der Regel so angelegt, dass eure Urlaubs-Nachbar*innen euch nicht auf den Teller gucken können. Die Häuschen stehen oft auf großzügig angelegten Naturgrundstücken, da bleibt genug Platz für Privatsphäre, auch in der Hauptsaison.
Eine der besten Suchmaschinen, um das perfekte Domizil zu finden, ist Fejo. Der Anbieter nimmt euch dankenswerter eine Menge Arbeit ab und sucht nach euren Filtern die allermeisten der Vermietungen durch. So müsst ihr nicht jede Webseite einzeln durchforsten und könnt etwas ganz nach euren Vorstellungen finden. Von der Personenanzahl, über Sauna, einem Kaminofen, Entfernung zum Strand, Whirlpool oder sogar Swimming-Pool bis hin zum Meerblick: Die Ferienhäuser in West- und Nordjütland warten mit einer Menge Komfort auf, wenn ihr denn möchtet. Das Gute an den vielen Filtern und unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen ist, dass auch für jede Preisklasse etwas zu haben ist. Gerade in der Nebensaison könnt ihr so richtige Schnäppchen finden.
Viele Höfe in der Region vermieten ebenfalls kleine Hütten oder Appartements. Ein besonders süßer ist der Bio-Bauernhof Houdam in der Nähe von Lemvig. Er liegt zwar nicht direkt am Meer, aber bis zum nächsten Strand sind es nur knappe zehn Minuten mit dem Auto. Dafür sind die direkten Nachbarn im besten Fall zuckersüße Kälber.
Houdam ist aber natürlich nicht der einzige Bauernhof, auf dem man in Dänemark Ferien machen kann. Die dänische Tourismusbehörde listet viele weitere Bauernhöfe in Dänemark. Hier werdet ihr auch fündig, wenn ihr auf der Suche nach BnBs oder ganz besonderen Unterkünften, wie zum Beispiel Baumhäusern seid.
Für einen bekennenden Vanlife-Fan habe ich in Dänemark bisher erstaunlich wenig gecampt. Aber mein Favorit unter den vielen Campingplätzen in Dänemark ist der Campingplatz in Nr. Lyngvig. Auf dem schmalen Stück Land zwischen Ringkøbing Fjord und Nordsee gelegen, mit Blick auf den Leuchtturm Lyngvig Fyr, verbringt ihr hier wunderbar entspannte Sommertage.
Straßen und Wege, die man gesehen haben muss
Besucht man die Regionen West- oder Nordjüdland, lässt sich der Urlaub richtig gut einläuten, wenn man sich (von Süden kommend) ab Kolding westlich hält. Dann verpasst man den Holmsland Klitveij, die Küstenstraße 181, nicht. Ab Nymindegab lässt sich links der Straße die Dünenlandschaft und auf der gegenüberliegenden Seite der Ringkøbing Fjord bestaunen. Fenster runter, Musik lauter. Spätestens hier setzt das Urlaubsgefühl ein! Profitipp für den Sommer: Unterwegs an einem der kleinen Lädchen halten und ein Softeis genießen.
Nördlich des Ringkøbing Fjord liegt der Nissum Fjord. Beginnend am kleinen Hafen Helmklink startet hier der ca. 16km lange Rundwanderweg „Husby Klitplantage Ruten“. Durch Dünen und Wälder wandern, zwischendurch einen Blick auf die Nordsee werfen und mit etwas Glück Rehe, Bussarde oder auch Turmfalken beobachten.
Wer sich lieber aufs Rad schwingt, kommt in Dänemark nicht zu kurz. Einfach der Nase nach fahren funktioniert definitiv, ansonsten helfen Routen-Apps oder die offizielle Seite des Nordseeradwegs. Egal ob Trekking-, Renn- oder Mountainbike, in West- und Nordjütland findet jeder Radfahrer etwas für seinen Geschmack. Unterschätzt nur den starken Nordseewind nicht!
Softeis, Pommes und frischer Fisch – Essen in Dänemark
Wie der dänische Sommer schmeckt? Nach Vanillie-Softeis mit Streuseln, Pommes und salziger Meeresluft. Mit Sicherheit kein kulinarischer Hochgenuss, aber genauso muss es sein. Glücklicherweise gibt es diese Leckereien hier an jeder Ecke und sie schmecken im Winter genauso gut. Dann macht nach einem langen Strandspaziergang aber auch eine Tasse Tee oder heiße Schokolade im nächsten kleine Café eine wirklich gute Figur.
Wie in jeder Küstenregion, gibt es auch in West- und Nordjüdland eine große Auswahl an frischen Fisch. Es gibt kleinere Spezialitätenläden, aber auch in vielen Supermärkten wird man bereits fündig.
Ein Stück nördlich von Søndervig könnt ihr euch im Hofladen Vestkysten mit regionalen Produkten eindecken. Vieles stammt aus eigener Erzeugung und das Angebot ist riesig: Kuchen, Gebäck, Käse, Eier, Eis, Gemüse, Obst, Spirituosen und vieles mehr. Wenn ihr in dieser Ecke unterwegs seid, am besten zwei Mal vorbeischauen – zu Beginn des Urlaubs und vor der Abreise. Dann seid ihr bestens versorgt.
In “Cold Hawaii” in Klitmøller, dem Surfspot an der dänischen Westküste, gibt es im HAANDSPLUK den besten Kaffee und landestypische Kleinigkeiten. Hier darf man auch einkehren ohne sich vorher todesmutig in die kalten Wellen der Nordsee gestürzt zu haben.
Und wie so oft gilt auch an der dänischen Westküste: Augen und Nase auf und im Zweifel dem leckersten Geruch folgen. Hier gibt es viele kleine Lokale, die von den Dän*innen mit viel Herzblut und Liebe geführt werden. Einige haben allerdings nur in der Hauptsaison geöffnet.
Flohmärkte, Keramik und Kunst in Dänemark
Wenn ihr in Dänemark am Straßenrand ein Schild mit der Aufschrift Loppemarked oder auch Loppis seht, solltet ihr dem Wegweiser auf jeden Fall folgen. Hinter dem Wort verbirgt sich ein Flohmarkt, oftmals ein privater in einer alten Scheune oder Garage. Mit etwas Glück kann man so kleine oder auch größere Schätze entdecken. Oft steht auf so einem Schild auch einfach „Antik“. Von der Straße aus weiß man nie was einen erwartet, aber das macht den Reiz ja aus.
Keramik und Kerzen – dafür gibt es in West- und Nordjütland gefühlt in jedem Dorf eine kleine Künstlerwerkstatt. Wenn ihr Lust habt, findet ihr eine Menge künstlerischer Angebote, bei denen ihr selbst aktiv werden könnt. Ihr kommt natürlich auch an hübsche Kerzen oder Keramik ohne euch die Hände schmutzig machen zu müssen. Noch relativ neu, mitten in Ringkøbing gelegen, ist RAASTED: ein kleiner Concept-Store, der sich auf handgemachte Keramik und Nachhaltigkeit spezialisiert hat. Skandinavisch-minimalistische Inneneinrichtung und Deko gibt es außerdem in Hvide Sande bei Bolighjørnet.
In Skagen, der nördlichsten Stadt Dänemarks, bildeten in den 1880er Jahren die „Skagen-Maler“ Dänemarks bekannteste Künstler-Kolonie. Damit die Werke in der Region bleiben, wurde 1908 das Skagen Musuem gegründet. Heute umfasst es in drei Standorten eine 9000 Werke große Kunstsammlung und ist das ganze Jahr über einen Besuch wert.
Wer etwas über die Geschichte der Region rund um den Ringkøbing Fjord erfahren möchte, der ist im gleichnamigen Museum der Kleinstadt bestens aufgehoben. Eine authentische Reise in die Vergangenheit – hier könnt ihr die Geschichte genau dort erleben, wo sie stattfand. Zusammen mit den Museumsführern geht es nach draußen, zu Fuß, per Rad oder auf das Wasser.
Dänemarks Wildnis und die Halbinsel Tipperne
Der Nationalpark Thy war Dänemarks erster und ist heute einer von fünf. 244 km2 raue, unberührte und atemberaubend schöne Natur. Hier leben vor allem Hirsche und Rehe, aber auch einige der seltensten Brutvögel Dänemarks. Die Region ist besonders stolz darauf, dass der Thy ein zusammenhängendes Naturschutzgebiet für Pflanzen, Tiere und Menschen gleichermaßen ist. Er lässt sich zu Fuß oder radelnd wunderbar erkunden. Natürlich immer nur auf den offiziellen Wegen. Innerhalb des Parks gibt es zwei Infohäuser und jede Menge Infotafeln, bei denen man etwas über die Besonderheiten des Gebietes erfahren kann.
Auf Tipperne, einer Halbinsel im Süden des Ringkøbing Fjord, stehen die dort lebenden Vogelarten seit Jahrzehnten unter Schutz. Tausende von Wattvögeln machen hier jedes Jahr Rast, auf ihrem Weg zwischen den Winterquartieren und Brutplätzen. Von Juli bis August kann man unter anderem Strandläufer, Sperlingsvögel, Schnepfen und Goldregenpfeifer sehen.
An der dänischen Westküste stehen auch viele der Dünen unter besonderem Schutz. Sollte das nicht der Fall sein, ist es trotzdem wichtig diese Naturlandschaften zu schonen und sich respektvoll zu verhalten. Nach einem Nachmittag am Strand am besten mehr Müll mitnehmen, als man gemacht hat und Spaziergänge eignen sich ganz hervorragend herumfliegenden Müll aufzusammeln. An einigen Strandaufgängen sind dafür extra Mülltonnen aufgestellt worden, die besonders wind- und wetterfest sind.
Orte, die es zu meiden gilt - Overtourism in Dänemark
Selbst in der Hochsaison im Sommer ist man in West- und Nordjütland von mallorquinischen Verhältnissen noch weit entfernt. Die ewig langen Sandstrände sind so weitläufig, dass ihr hier nicht Handtuch an Handtuch liegen müsst. Trotzdem gibt es ein paar Orte, die ich vielleicht für einen Kaffee oder ein Eis besuchen, aber dort niemals ein Ferienhaus buchen würde.
Die Rede ist vor allem von Henne Strand und Hvide Sande. Diese beiden Örtchen sind die Hochburgen des Tourismus in Westjütland und vor allem in den Sommerferien wirklich überlaufen. Das ist allerdings kein großes Problem, denn die Ferienhaussiedlungen erstrecken sich auch am Ringkøbing Fjord weitläufig. So könnt ihr diese Orte bei eurer Unterkunftssuche getrost herausfiltern und ein Häuschen abseits des Trubels mieten.